An jedem St. Patrick's Day bin ich auf der Suche nach etwas, das ein wenig interessanter ist als ein Glas Jameson oder, Gott bewahre, die irische Autobombe, die bei Studenten so beliebt ist. Normalerweise würde ich zu dieser Jahreszeit nie einen Schluck heißen Irish Coffee ablehnen, aber da es an der Westküste gerade ungewöhnlich warm ist, wusste ich, dass ich etwas kreativer werden musste, um Irlands Lieblingsheiligen zu feiern.
Dieses Jahr trinke ich also einen Tipperary, der perfekt zu diesem Anlass passt. Der Cocktail vereint einen Schluck irischen Whiskey mit den sanften Kräuter- und Traubennoten des italienischen Wermuts und dem würzigen, süßen französischen grünen Chartreuse, der dem Ganzen die Krone aufsetzt. Der Drink ähnelt zwar vielen gleichwertigen Cocktails mit unterschiedlichen Namen und Zutaten, doch seine Ursprünge im 19. Jahrhundert liegen noch vor seinen Cousins, dem Cocktail a la Louisiane, dem Boulevardier und dem Negroni.
Harry Johnson soll in den späten 1890er Jahren mit dem Großvater aller gleichwertigen Cocktails, dem Bijou, die Blaupause für den Tipperary geschaffen haben. Der Bijou besteht zu gleichen Teilen aus Gin, grünem Chartreuse und süßem Wermut, mit einem Spritzer Orangenbitter und einem Zitronenzweig. Ersetzen Sie nun den süßen, würzigen Chartreuse durch bittersüßen Campari, und Sie haben einen Negroni. Ersetzen Sie den Gin des Negroni durch amerikanischen Whiskey, und Sie haben einen Boulevardier. Ersetzen Sie den Campari des Boulevardier durch Benedictine und geben Sie einen Schuss Absinth und einige Bitter dazu, und Sie haben den Louisiane.
Und so entstehen die meisten Drinks durch einfache Substitution. Schließlich ist eine Margarita nichts anderes als ein Sidecar mit Tequila anstelle von Cognac und Limette anstelle von Zitrone, oder? Aus historischer Sicht scheint der Tipperary einfach ein Bijou zu sein, bei dem der Gin durch irischen Whiskey ersetzt und die Bitterstoffe weggelassen werden.
Und da jede seriöse Bar die drei für die Herstellung des Drinks erforderlichen Zutaten mit einem Rezept mit Proportionen führt, die nur mit viel Mühe zu verfälschen wären, sollte Ihr freundlicher Barkeeper vor Ort mehr als glücklich sein, Ihnen einen Tipperary zu mixen. Schließlich brauchen sie sowieso eine Pause von all den irischen Autobomben.
TIPPERARY
-1 oz. Irischer Whiskey, z. B. Power's
-1 oz. süßer Wermut, z.B. Cinzano
-1 oz. grüner Chartreuse
Zutaten mit Eis verrühren und in ein gekühltes Cocktailglas abseihen. Mit einer Zitronenspirale garnieren.
Jeffrey Morgenthaler ist Barchef im Pépé le Moko und im Clyde Common, dem gefeierten Gastropub im Ace Hotel in Portland, Oregon. Er ist auch Autor von The Bar Book: Elemente der Cocktailtechnik.